EliFlo-Infos vom So, 24. 1. 2016

Liebe Freunde in St. Elisabeth und St. Florian!

 

Diesmal schreibe ich vom anderen „Ende der Welt“ – ich bin mit einigen aus unserer Diözese auf einer Studienreise in der Kirche der Philippinen; dazu weiter unten.

 

Für Kinder & Familien: Herzlich willkommen diesen So, 24. 1. 2016, 15-17.30 Uhr: Familienfaschingsfest im Pfarrsaal St. Elisabeth: Herzlich willkommen  und bitte weitersagen (selbstverständlich für Familien aus allen Pfarren offen)!

 

Ein Bericht über unsere große Pfarrgemeinderäte-Klausur (PGRs aus allen 5 Pfarren unseres „Entwicklungsraumes“ waren mit dabei) samt Grundüberlegungen unserer „Gemeinsamen Pfarre in mehreren Gemeinden“ ab 1. 1. 2017 findet sich online HIER.

Vergangenen Donnerstag wurde im ORF ein Bericht über unsere gemeinsame Wärmestube gebracht: Nachzusehen HIER.

 

Die Arbeits-Gruppe „Spirituelle Verankerung“ auf unserem Weg zur zukünftig größeren Pfarre kam am Mittwoch im Kleinkreis zusammen – und hat einen neuen Termin avisiert: Donnerstag, 10. März um 20 Uhr im Pfarrheim St. Thekla. Folgende Impulse wurden zum Vordenken gesammelt:

*) Was gibt es in jeder Pfarre an ausdrücklich spirituellen Angeboten (neben den Eucharistiefeiern): z.B. Gebetsgruppen, Stundengebet…

*) Wo gibt es in diesem Bereich bereits Zusammenarbeit zwischen den Pfarren?

*) Welche Schritte könnte man rasch auf den Weg bringen (noch 2016)?

*) Was kann ab 2017 gemeinsam gemacht werden?

*) Was soll bewusst getrennt bleiben?

=> Herzliches Willkommen, hier mitzudenken!

 

Infos samt Anmeldemöglichkeit für die gemeinsame Fußwallfahrt nach Mariazell samt Bus-Nachkomm-Möglichkeit (Christi Himmelfahrt bis So, 8. 5. 2016) finden sich HIER.

 

Kaplan Zdzislaw ist ab kommenden Freitag auf Urlaub: Wir wünschen gute Tage!

 

Wie angekündigt bin ich selbst gerade mit 15 anderen unserer Diözese Wien (Dechanten, Verantwortliche in der Diözesan-Struktur, Mitglieder der Diözesanregierung) auf einer Studienreise auf den Philippinen. Es geht darum, einige vielsprechende Ansätze der philippinischen Kirche kennen zu lernen – aber nicht, um sie 1:1 zu übernehmen, sondern – wie es bei einem Vorbereitungstreffen geheißen hat – sie zu „kapieren, nicht kopieren“ (was das gemeinsame unterwegs-Sein einer reflektierenden Gruppe sicher begünstigt). Natürlich geht’s hier unserer Diözese nicht darum, „einigen Auserwählten“ einige nette Tage im Süden zu ermöglichen, sondern daran hängt die Idee, mit neuen Impulsen unsere Kirche von Wien – und bei mir wohl konkret in St. Elisabeth & St. Florian, sowie wohl auch im größeren Miteinander mit St. Karl, St. Thekla und Wieden – zu inspirieren.

Wer Interesse hat: Unten schildere ich meine ersten Eindrücke – heute am 3. philippinischen Tag.

Wir haben auch einen eigenen „Blog“ auf der Seite unserer Diözese – wer will kann hier auch laufend unsere Reise & Eindrücke verfolgen: https://www.erzdioezese-wien.at/blog/b10596 – unter dem Bild auf „weiterlesen“ gehen!

 

Ich wünsche Euch fröhliche und nicht zu kalte (J) Jänner-Tage; ich weiß gar nicht, ob es bei uns jetzt 28 oder 31°C sind (JJJ)!

Euer

Pfarrer Gerald

 

 

 

Studienreise 18. 1. – 5. 2. 2016 – Philippinen

persönlicher Bericht über meine Eindrücke; zusammengestellt von Pfarrer Gerald Gump

 

Der Bericht erzählt meine ganz persönlichen Eindrücke unserer Studienreise. 16 Personen aus der Wiener Diözesanleitung, Priester und Mitarbeiter der Diözesanstruktur sind hier unterwegs, um interessante Grundansätze aus der Kirche der Philippinen kennen zu lernen – und daraus Impulse für die pastorale Praxis von Diözese & Pfarren in Wien zu gewinnen.

 

Hier am Ort wird die Reise durch das Pastoralinstitut „Bukal ng Tipan“ (Quelle des Bundes) durchgeführt: Es liegt nahe der philippinischen Hauptstadt Manila (der zweite Kursort des Instituts liegt auf der Insel Negros). Das Institut hat im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils zahlreiche erfolgreiche pastorale Methoden und Praktiken entwickelt, wo aus der praktischen Pastoralarbeit mit dem Ansatz auf der Theologie des Volkes Gottes und des gemeinsamen Priestertums Grundlinien erarbeitet wurden.

 

 

Erste Eindrücke meiner Studienreise in die philippinische Kirche:

Die Anreise (Abflug Mo, 18. 1. 2016 – abends) war lange (Zwischenstation in Dubai), aber für mich eigentlich sehr ok; ich konnte viel schlafen; vielleicht hatte ich ja etwas nachzuholen… 😉

Die ersten Eindrücke spät am Abend in Manila ankommend: bewegter Flughafen, viel Leben, viel an Lichtern (ein Mittelding zwischen Weihnachts- & Faschingsbeleuchtung) – und gleich ein Schwall Hitze, der trotz später Stunde entgegen kam. Father Marc, ein Priester aus Belgien (wenn auch ein halbes Jahrhundert schon auf den Philippinen) und Gründer des Zentrums, empfängt uns ganz liebevoll und führt uns mit 3 Bussen nach Maryhill in Manila – das Zentrum heißt „Bukal ng Tipan“ = „Quelle des Bundes“. Nachdem ich viel geschlafen und in den Wachzeiten gelesen oder gearbeitet habe, ist meine Seele noch keineswegs am anderen Ende der Erde angelangt – beim spätabendlichen Snack samt Bier beginnt meine Seele nachzukommen. Der Blick von oben über die Skyline von Manila ist überwältigend…

 

Der erste Manila-Tag = Mittwoch war durch die Grundinformationen am Vormittag geprägt: Father Marc erzählt seine Werde-Geschichte, wie er vom Kennenlernen der Situation über lange Jahre des Tuns für die Menschen langsam und auch schmerzhaft zu einem Tun mit den Menschen sich durchringen musste. Der ihm aufgetragene Weg, Linien des II. Vatikanums hier einzubringen, musste erst selbst durchwandert werden. Es bleibt mir die Frage: Wie kann unser/mein Tun noch viel intensiver von einem Tun für meine Leute zu einem Tun mit ihnen werden. Wie lässt sich Pfarre so organisieren, dass wirklich alle beteiligt sind  ein Anliegen, das Father Marc als Schlüssel für das meiste betont. Und: Father Marc stellt Estella vor, eine Theologin, die uns den Kurs begleiten wird – „wenn Ihr mir theologische Fragen stellt, dann gebe ich sie weiter: Da ist Estella zuständig!“ Ich zweifle sehr, ob das in ähnlicher Situation jeder Wiener Priester so sehen & sagen würde…

 

Dann quer durch den Manila-Stau (es war die sachte Variante, da wir das Zentrum bewusst umfahren haben) zum Flughafen und 1 ½ Stunden auf die große Insel Negros im Süden – dort ist eine Außenstelle der Organisation = „Marianshore“: Wunderbar angelegt am Meeresstrand, wo allerdings gleich dazu zu sagen ist: Leider ohne Meer-Bademöglichkeit! 😉

Flugverspätung und Zeitverzögerungen machte das „Begrüßungsmahl bei Sonnenuntergang“ zu einem nächtlichen Schmaus in herrlicher Atmosphäre…

 

Donnerstag, 21. Jänner: Wir starten nach einführenden Worten zu Haus und Abläufen (die exzellent organisiert sind) mit einer 2tägigen Einkehrzeit („Retreat“ – Besinnungszeit) im Geiste der Basic-Ecclesial-Communities („BEC“): Kirche setzt hier als „Kirche auf Nachbarschafts-Level“ an: Es gilt, Menschen wirklich in ihre christliche Verantwortung zu rufen und zu ermächtigen. Und da kann’s dann für eine Einführung wie die unsere nur ein „Learning by doing“ geben.

 

Nach einigen Grund-Infos über Ort und Insel beginnt es mit der „Inthronisation der Bibel“: Gemeinsam wird zu Musik tanzend von uns allen die Bibel in den Saal gebracht, würdevoll in der Mitte zur Geltung gebracht – jede/r ist eingeladen, ein persönliches Zeichen der Verehrung zu setzen. Gleich zu Beginn wird der hohe Stellenwert spürbar, den Bibel hier genießt. Und mit vielfältigen Methoden des Lesens steigen wir in die „Brotvermehrungsperikope“ bei Johannes (Jh 6,1-15) ein, die uns 2 Tage inspirieren wird. Ein kleines Team (Laientheolog/inn/en und Priester) gestalten abwechselnd und spürbar gut aufeinander eingespielt die nächsten Einheiten. Mit kreativer Vielfalt biblischer Methoden nähern wir uns dem, was und Jesus heute durch diese Worte sagt. Wenn ich an manch fade Bibel-Durcharbeitungen denke: Welch inspirierende Zugänge und bewegende Methoden scheinen hier üblich zu sein! Ich fürchte, das wird in Europa viel zu wenig so gelehrt.

 

Immer wieder fließt ein, wie kirchliches Leben in Form der BEC (der kleinen Basisgemeinden) verstanden wird:

1) „BEC überwinden die Kluft zwischen Kirche und Alltag“ – so der erste Leitsatz: Estella erinnert an die auch bei uns oftmalige Erfahrung, dass viele getaufte Christen wenig Bezug  zwischen „frommer Botschaft der Bibel oder der Kirche“ und ihrer normalen Lebenswelt spüren. Hiesige Basisgemeinden versuchen, für das alltägliche Leben aus der Bibel Inspiration und Antwort abzuleiten.

 

2) Spannung zwischen „Möglichkeiten“ (wie sie Andreas mit dem Vorstellen des Buben sucht) und „Einschränkungen“ (wie Philippus mit seinen Einwänden gleich klar macht): In diesen Spannungen stehen & und bewegen wir uns. Es geht um Unterscheidung und Entscheidung – und genau in diesen Diskussionen & Bibel-Inspirationen entwickelt sich „christlicher Instinkt“. BEC wollen ein Raum sein, wo Menschen anhand von Leben/Alltag/Alltagsfragen das christliche G’spür vertiefen. Es geht, die „Weisheit der Glaubenden“ (sensus fidei) zu fördern und stärken.

 

Eine Leitfrage: Wie wird aus der Biblischen „Menge“ (Jh 6,1) eine Gemeinschaft? – Sie blieb vorerst unbeantwortet. Spürbar wurde sie u. a. in Biblischen Figuren: Jede/r durfte ihre/seine so modellieren, dass sie in die Geschichte passt – und diese Figuren wurden dann interviewt. Nochmals spannender war es dann, mit seiner Figur sich selbst zu positionieren – eine bunte Menge, aber noch wenig Beziehung untereinander.

 

Immer wieder klingt durch, welch zentraler Wert dem Zusammenhang von Glauben und Leben (immer wieder neu durch die Bibel inspiriert) gegeben wird. Und dies bekommt noch einmal eine ganz interessante Facette, wo ein gemeinschaftliches „Sakrament der Heimkehr“ ansteht. Mit unklaren Einschätzungen, was uns da denn erwarten werde, ging ich (wie ich später hörte auch die anderen) in die Kapelle – diese war eigenwillig mit 4 2er-Paaren von Sesseln gestaltet: übereinander, nebeneinander liegend, einer oben – anderer unten usw.  Father Marc hielt eine Einführung zur Bibel-Geschichte vom Barmherzigen Vater – mit der deutlichen Betonung, dass der Sohn ohne Vorbedingungen oder Entschuldigungen von ihm liebevoll zu Hause wieder aufgenommen wurde. Mit diesem Hintergrund gingen wir von Sesselpaar zu Sesselpaar – gemeinsam wurde in die Stille hinein assoziiert, was dieses Bild über Beziehungen aussage. Und dann war – nach einer Zeit des persönlichen Nachdenkens – die spannende Einladung, dass sich jede/r in eine Situation der eigenen Störung von Beziehungen hinein begeben solle: Und zwar wirklich mit seinem ganzen Körper (in der Nähe der Passenden Sessel-Skulptur) das eben dort nachfühlen/nachstellen: Eine hochspannende und tiefgehende Form eines gemeinsamen „Bekenntnisses“ (ohne ein „Seelenstriptease“ vor anderen hinzulegen). Nach gewisser Zeit gingen Father Marc und ein zweiter Priester zu jede/m, beugte sich hinunter, segnete, dann die Lossprechungsformel – und: Sie hoben jeden einzelnen wieder in den Stand und es folgte mit einem liebevollen „Welcome home!“ eine herzhafte Umarmung. Versöhnung lässt sich nicht für sich behalten – sie breitet sich aus: Mit gegenseitigem Zusprechen von Frieden und Versöhnung (zumeist ebenso mit Umarmung ausgedrückt) schlossen wir untereinander diese berührende und tiefgehende Art des Buße-Feierns ab. Ich hatte den Eindruck, dass dies nicht nur persönlich gut tat, sondern auch mit der Gruppe manches in Bewegung setzte – Gottes Geist wirkt! Und: Es war sicher drastisch tiefere Erfahrung des Sakramentes der Buße als vielfältige Beichten nach üblichem Ablauf.

Bei Abendessen und Gesprächen war noch ein längerer Abend am Programm.

 

Freitag – 2. Einkehrtag: Wieder Start mit einem gemeinsamen Tanz „Talita kum – Mädchen, stehe auf!“ – mir tut’s gut, dass hier die Bibelarbeit nicht verkopft, sondern sehr ganzheitlich angelegt ist. Interessant danach: Die Bibelstelle einer 2. Person ins Ohr zu flüstern… – es klingt ganz anders, vertraut, intim!

 

Den 3 Gesten Jesu mit dem Brot: „segnen – brechen – ihnen geben“ wurden nachgegangen: Wo fühle ich mich primär hingezogen (was bei mir eindeutig das „gesegnet sein“ war). Dies galt es, in diesen 3 Gruppen darzustellen: Mit Bewegung und Tönen. Spannend wurde es, als die Einladung folgte, diese 3 Gruppen (die bisher ja thematisch unter sich waren) in ein gewisses Miteinander zu führen – eine erste, gewisse Spannung war spürbar. Aber vielleicht ist genau dies ein Weg einer Gemeinschafts-Werdung, wie auch der persönlichen Weiterentwicklung: Nicht einfach bequem in meinem mir Gewohnten zu bleiben, sondern mich auf andere/s einzulassen, mich dem auszusetzen…

 

Der Nachmittag begann mit einer eher müden Reflexion – dann ging’s zu einer Messe in der herrlichen Kapelle mit Direktblick (hinter dem Altar) zu Strand und Meer. Nochmals das Brot-Evangelium – wo Father Marc den thematischen Schluss-Punkt einleitete: BECs bilden einen Raum, wo Visionen entwickelt werden können, sie sind ein „Korb“ für Ideen – und trauen darauf, dass Gott – wenn ich meines beitrage – Wunder bewirkt! Dies in einem Gabenbereitungsakt ausgedrückt führte in die Eucharistiefeier über, die ihren feiernden Abschluss bei einem fröhlichen Umtrunk am Dach des Hauses fand, wo der Sonnenuntergang im Meer die malerische Kulisse bildete.

 

Dann ging‘s zum Abendessen – wie immer auf der Terrasse und köstlich zubereitet (es gibt zu allen Mahlzeiten eher leer schmeckenden Reis, aber dann köstlichen Fisch, Gemüse, als Nachspeise Früchte, aber auch andere Köstlichkeiten). Beim Bier klingt der Abend aus. Ich unterhalte mich noch über die vielfältigen Ähnlichkeiten, ja Übereinstimmungen zwischen brasilianischen Basisgemeinden (welche die römische Kirchenleitung noch vor wenigen Jahren mehr als scheel angesehen hat) und der hiesigen BEC-Form. Auch kenne ich das Anliegen, dass Glauben und Leben zusammenfallen müssen, aus meinen eigenen Pastoral-Zugängen sehr. Noch bin ich über das Wie nicht viel weiter: Welche neuen Impulse kann ich mir (neben konkreten Bibel-Methoden) für meine Arbeit zu Hause mitnehmen – aber die ersten Tage spüren sich vielversprechend an. Nach längerem Plausch verschwinde ich in meinem Zimmer und schreibe diese Zeilen… – Gute Nacht!

 

 

Fotos & Berichte von anderen: Siehe Blog https://www.erzdioezese-wien.at/blog/b10596 – unter dem Bild auf „weiterlesen“ gehen!